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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

"Die Kollegen bedürfen des Schutzes"
 

 

 

GDBA - Artikel in Heft 8 - 9 / 16
 

 
Zitatt

Marie-Louise Giftes hat an der Folkwang-Hochschule in Essen studiert und war als Opern- und Konzertsängerin 23 Jahre im festen Engagement unter anderem am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, der Bayerischen Staatsoper München, dem Bremer Theater und der Niedersächsischen Staatsoper Hannover tätig. Dort gehörte sie auch dem Betriebsrat an und wurde zur Kammersängerin ernannt.

Operninszenierungen waren Das Rheingold, Ein Maskenball, Carmen, Lucia di Lammermoor, Der Bär, Eight Songs for a Mad King sowie Die Perlenfischer.

Dann folgte sie einem Ruf an die Hochschule für Musik und Theater Hannover, war dort 17 Jahre lang als Dozentin tätig und wurde zur Professorin ernannt. Sie gehörte als beratendes Mitglied dem Kulturausschuss des Hannoveraner Stadtrats an. Außerdem ist sie Jury-Mitglied im Deutschen Musikrat.

Mitglied der GDBA seit 1962

 

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Welche Aufführung hat Sie als Theater- oder Opernbesucherin bisher am stärksten beeindruckt?

Obwohl ich inzwischen eine 'Ehemalige' bin, weiß ich noch ganz genau, wie ich als Studentin in Bayreuth den 'Tristan' in der Inszenierung von Wieland Wagner mit Birgit Nilsson als Isolde erlebte. Diese präzise, gesang­liche, inszenatorische und bühnen­bildnerische Meisterleistung gab mir - bei allen Unterschieden in den Möglichkeiten - den Maßstab für meine Arbeit als Sängerin, Pädagogin und Regisseurin.


Was reizt Sie an Ihrem Beruf?

Schon im Gymnasium habe ich Theater gespielt und im Chor mit kleinen Soli gesungen, so dass ich nie Zweifel bezüglich der Berufswahl hatte.
Das Erarbeiten schwieriger Charaktere in Extremsituationen, dabei oft an der Grenze des sportlich machbaren, schön zu singen, war für mich wesentlich realer als das 'Privatleben' mit Einkauf, Wäsche und Rechnungen bezahlen.


Warum engagieren Sie sich gewerkschaftlich?

Um künstlerische Leistungen zu beurteilen, gibt es nur wenige objektive Kriterien.
Kündigungen 'aus künstlerischen Gründen' sind daher oft vom Geschmack der Theaterleitung abhängig, so dass die Kollegen des Schutzes durch unsere Genossenschaft bedürfen.
In meinen jetzigen Lebensabschnitt versuche ich, in der Kommunalpolitik für die Anliegen des Theater zU kämpfen.


Was stört Sie an Ihrem Metier besonders?

Die Abhängigkeiten von Agenten, Intendanzen, Besetzungsbüros.
Der Nachwuchs leidet beim Vorsingen unter der Unfähigkeit 'preisgünstiger' Korrepetitor/innen.


Haben Sie musikalische Vorlieben?

Außer Hardrock und free Jazz alles, was mich bereichert und erfreut.


Was lesen Sie gerade?

Das französische 'Drame en cinq actes La Tosca' von Victorien Sardou und 'Das Handbuch des Kommunismus - Geschichte - Ideen - Köpfe', um besser zu verstehen, wie Terror-Regime funktionieren: Patriarchat, Inquisition, Stalinismus, NS, IS usw.
 

Mit wem möchten Sie gern einen Abend verbringen?

Wie immer mit meinem besten Freund, Mitarbeiter und Ehemann - Dieter Hansing.


Wem möchten Sie mal richtig die Meinung sagen?

Den Tätern des Regisseur-Theaters, die unseren großen Meisterwerken ihre sexuellen, politischen und Gewaltneurosen überstülpen, das kultivierte Pu­blikum aus den Theatern verjagen, die Jugendlichen durch ihre Verfälschungen irreführen und verrohen und mit teuren Bühnenbildern Millionen von Steuer­geldern vergeuden, statt diese dem künstlerischen Personal zukommen zu lassen bzw. zum Bestand der Theater in Gänze beizutragen.
 

 



 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Marie-Louise Gilles
 

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