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Bericht

Peter Tschaikowski
'Eugen Onegin'

Theater für Niedersachsen
Repertoirevorstellung
04.11.2012
 

 
   

Ankündigung Theater für Niedersachsen




 

Eugen Onegin

Oper von Peter Tschaikowsky

Auf einem russischen Landgut träumen zwei Schwestern vom großen Glück. Als Olgas Verlobter Lenski seinen weltmännischen Freund Onegin dort einführt, verliebt sich Tatjana in ihn und schreibt ihm einen Liebesbrief. Onegins Absage an ihre Schwärmerei verletzt sie tief. Wenig später zerbricht auch die Männerfreundschaft an Lenskis Eifersucht und mündet in ein für ihn tödliches Duell. Jahre später sieht Onegin Tatjana beim Fest des Fürsten Gremin als dessen Gattin wieder und verliebt sich in sie, doch sie will ihrem Gatten treu bleiben. Onegin ist verzweifelt.

Gefühl und Atmosphäre - Interview mit Regisseur Hans-Peter Lehmann zu seiner Inszenierung von Tschaikowskys Oper 'Eugen Onegin' am TfN

Eugen Onegin, Tschaikowskys berühmteste Oper, basiert auf einem Vers-Roman Alexander Puschkins. Dessen lyrisch verinnerlichte wie auch stellenweise dramatische Anlage des Stoffes ermöglichte dem Komponisten ein besonders tiefes emotionales Einfühlen in seine Figuren. Die abwechslungsreiche Partitur enthält so berühmte Nummern wie Tatjanas poetische Briefszene, die mitreißende Polonaise und Gremins Arie ‚Ein jeder kennt die Lieb’ auf Erden‘.

Musikalische Leitung Werner Seitzer
Inszenierung Hans-Peter Lehmann
Bühne und Kostüme Philippe Miesch
Chor Achim Falkenhausen
Mit Christina Baader (Larina), Antonia Radneva (Tatjana), Teresa Smolnik (Olga), Theresa Hoffmann (Filipjewna), Timothy Sharp/ Albrecht Pöhl (Eugen Onegin), Daniel Jenz/ Christian S. Malchow (Lenski), Levente György (Fürst Gremin), Jan Kristof Schliep (Triquet), Jesper Mikkelsen (Ein Hauptmann), Piet Bruninx (Saretzki), Jan Kristof Schliep (Vorsänger), Charly Wiemann/ Dirk Flindt (Guillot), Statisterie des TfN, Opernchor des TfN sowie Mitglieder des Extra-Chores und des Jugendchores des TfN, Orchester des TfN
Dauer ca. 2 Stunden 45 Minuten, inklusive einer Pause

Premiere am Samstag, 13. Oktober 2012 im Großen Haus Hildesheim
 

Peter Tschaikowski

'Eugen Onegin'

oder

'Zarte Poesie in schlichtem Rahmen'

Wenn Hans-Peter Lehmann eine Oper inszeniert, kann das Publikum sicher sein, das Werk in der Epoche zu erleben, in der es stattfindet, weil jede Dichtung aus der Problematik ihrer Zeit entsteht und die ist in der gelangweilten Wohlstandsgesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts eine andere als in der Jetztzeit.

Allerdings brauchen männliche Wesen immer ihre Rangkämpfe und absolvieren sie mit Geweihen, Hufen, Fäusten, Schwertern, Pistolen, Bomben.
Seit jeher schmachten junge Mädchen nach Liebe, ersehnen ihren weißen Ritter, lesen Kitschromane, kreischen in Pop-Konzerten ihren Idolen zu.

Da die romantische Musik - die 'holde Kunst' - sich besonders eignet, Gefühlswallungen zu beschreiben, handeln romantische Opern von Sehnsucht und Liebe und nicht von der Erfindung der Dampfmaschine oder dem Kampf um die Errichtung der parlamentarischen Demokratie.

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In Erwartung eines schönen Erlebnisses fuhren 30 Mitglieder des RW-Verbandes Hannover ins kleine Theater Hildesheim und kehrten zufrieden mit dem Gesehenen und Gehörten zurück.

Ein heller Holzkasten mit gemaltem Prospekt im Hintergrund, Tatjanas Schlafzimmer abgeteilt durch eine Holzwand mit Fenster, das Duell im gemalten Birkenhain, der Festsaal mit Säulen und Kronleuchtern.

Die Kostüme wie das Bühnenbild auch von Philippe Miesch, machten aus den Damen eine Augenweide und bewiesen, was eine Theaterschneiderei leisten kann, wenn man sie denn lässt.

Das Orchester unter Achim Falkenhausen, der auch den engagiert singenden Chor leitet, spielte kammermusikalisch durchsichtig und erfreute mit feinen Soli.

to top

An diesem Abend hieß das Stück mit Recht 'Eugen Onegin' und wir Hannoveraner waren stolz auf 'unseren' Albrecht Pöhl, der an der Musikhochschule studierte, hier seine ersten Konzerte sang, beim Festkonzert zum 'Hundertjährigen' dabei und jetzt der Mittelpunkt des Aufführung war.
Ein schöner Mann, elegant gekleidet, der sich gut bewegt - das Walzertanzen hakte ein wenig - mit gut verständlicher Diktion, wohlklingendem Bariton, der intelligent geführt wird und jetzt auch den Mut hat, wenn es gefordert wird, 'aufzumachen' und siehe da, es kommen auch prächtige, große Töne, ohne forciert zu sein.
Den Schluss, in dem die meisten Onegins missmutig verschwinden, gestaltete er zu einer packenden, verzweifelten Abrechnung eines vertanen Lebens.
Bravo!

Tatjana und Olga, die Sentimentale und die Lebenslustige, sind in Gestalt von Antonia Radneva und Teresa Smolnik zwei elfengleiche Wesen, wie sie von heutigen Königssöhnen in Dänemark und England geheiratet werden - allerdings sind heute Elfen stahlhart.
Die Stimmen sind hübsch und sauber und glücklicherweise brauchen sie kein großes Haus zu füllen - für Tatjanas große Ausbrüche wünscht man sich doch mehr Volumen!

Larina, Christina Baader, ist eine attraktive Gutsherrin mit leuchtendem Mezzo.
Bei Theresa Hoffmann, einer sympathischen Filipjewna lohnt es sich, über ihre Erzählung, dass sie noch als Kind in eine ungewollte Ehe gegeben wurde, nachzudenken. Sie singt mit angenehmer Altstimme, hat viel zu viele Falten ins Gesicht gemalt und sollte wie alle - außer Albrecht Pöhl - wesentlich besser sprechen. Konsonanten kosten nichts, geben den Tönen Struktur und die Zuhörer würden sich freuen, etwas von der deutschen Übersetzung des Librettos Tschaikowskis nach Puschkin zu verstehen.

Über Lenski möchte des Sängers Höflichkeit schweigen - nur soviel, dass Knödel auf den Teller und nicht in den Sängerhals gehören.

Levente György bemühte sich, ein würdiger Fürst Gremin zu sein,
Jan Kristof Schliep brillierte in seinem Couplet und sang anrührend schlicht den Vorsänger der Bauern.
 

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Ein schöner Opernabend, eine runde Leistung eines gut geführten kleinen Hauses und:
Es geht auch ohne 'modischen' Müll auf der Bühne!

Also hinfahren, selbst erleben!