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Ankündigung Theater für Niedersachsen

Eugen Onegin
Oper von Peter
Tschaikowsky
Auf einem russischen Landgut träumen zwei
Schwestern vom großen Glück. Als Olgas Verlobter
Lenski seinen weltmännischen Freund Onegin dort
einführt, verliebt sich Tatjana in ihn und
schreibt ihm einen Liebesbrief. Onegins Absage
an ihre Schwärmerei verletzt sie tief. Wenig
später zerbricht auch die Männerfreundschaft an
Lenskis Eifersucht und mündet in ein für ihn
tödliches Duell. Jahre später sieht Onegin
Tatjana beim Fest des Fürsten Gremin als dessen
Gattin wieder und verliebt sich in sie, doch sie
will ihrem Gatten treu bleiben. Onegin ist
verzweifelt.

Gefühl und Atmosphäre
- Interview mit Regisseur Hans-Peter Lehmann zu
seiner Inszenierung von Tschaikowskys Oper
'Eugen Onegin' am TfN
Eugen Onegin, Tschaikowskys berühmteste
Oper, basiert auf einem Vers-Roman Alexander
Puschkins. Dessen lyrisch verinnerlichte wie
auch stellenweise dramatische Anlage des Stoffes
ermöglichte dem Komponisten ein besonders tiefes
emotionales Einfühlen in seine Figuren. Die
abwechslungsreiche Partitur enthält so berühmte
Nummern wie Tatjanas poetische Briefszene, die
mitreißende Polonaise und Gremins Arie ‚Ein
jeder kennt die Lieb’ auf Erden‘.

Musikalische Leitung Werner Seitzer
Inszenierung Hans-Peter Lehmann
Bühne und Kostüme Philippe Miesch
Chor Achim Falkenhausen
Mit Christina Baader (Larina), Antonia
Radneva (Tatjana), Teresa Smolnik (Olga),
Theresa Hoffmann (Filipjewna), Timothy Sharp/
Albrecht Pöhl (Eugen Onegin), Daniel Jenz/
Christian S. Malchow (Lenski), Levente György
(Fürst Gremin), Jan Kristof Schliep (Triquet),
Jesper Mikkelsen (Ein Hauptmann), Piet Bruninx (Saretzki),
Jan Kristof Schliep (Vorsänger), Charly Wiemann/
Dirk Flindt (Guillot), Statisterie des TfN,
Opernchor des TfN sowie Mitglieder des
Extra-Chores und des Jugendchores des TfN,
Orchester des TfN
Dauer ca. 2 Stunden 45 Minuten, inklusive
einer Pause
Premiere am Samstag, 13. Oktober 2012 im
Großen Haus Hildesheim
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Peter Tschaikowski
'Eugen Onegin'
oder
'Zarte Poesie in
schlichtem Rahmen'
Wenn Hans-Peter Lehmann eine Oper
inszeniert, kann das Publikum sicher sein, das Werk in der Epoche zu
erleben, in der es stattfindet, weil jede Dichtung aus der Problematik
ihrer Zeit entsteht und die ist in der gelangweilten
Wohlstandsgesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts eine andere als in
der Jetztzeit.
Allerdings brauchen männliche Wesen immer ihre Rangkämpfe und
absolvieren sie mit Geweihen, Hufen, Fäusten, Schwertern, Pistolen,
Bomben.
Seit jeher schmachten junge Mädchen nach Liebe, ersehnen ihren weißen
Ritter, lesen Kitschromane, kreischen in Pop-Konzerten ihren Idolen zu.
Da die romantische Musik - die 'holde Kunst' - sich besonders eignet,
Gefühlswallungen zu beschreiben, handeln romantische Opern von Sehnsucht
und Liebe und nicht von der Erfindung der Dampfmaschine oder dem Kampf
um die Errichtung der parlamentarischen Demokratie.
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In Erwartung eines schönen Erlebnisses
fuhren 30 Mitglieder des RW-Verbandes Hannover ins kleine Theater
Hildesheim und kehrten zufrieden mit dem Gesehenen und Gehörten zurück.
Ein heller Holzkasten mit gemaltem Prospekt im Hintergrund, Tatjanas
Schlafzimmer abgeteilt durch eine Holzwand mit Fenster, das Duell im
gemalten Birkenhain, der Festsaal mit Säulen und Kronleuchtern.
Die Kostüme wie das Bühnenbild auch von Philippe Miesch, machten aus den
Damen eine Augenweide und bewiesen, was eine Theaterschneiderei leisten
kann, wenn man sie denn lässt.
Das Orchester unter Achim Falkenhausen, der auch den engagiert singenden
Chor leitet, spielte kammermusikalisch durchsichtig und erfreute mit
feinen Soli.
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An diesem Abend hieß das Stück mit
Recht 'Eugen Onegin' und wir Hannoveraner waren stolz auf 'unseren'
Albrecht Pöhl, der an der Musikhochschule studierte, hier seine ersten
Konzerte sang, beim Festkonzert zum 'Hundertjährigen' dabei und jetzt
der Mittelpunkt des Aufführung war.
Ein schöner Mann, elegant gekleidet, der sich gut bewegt - das
Walzertanzen hakte ein wenig - mit gut verständlicher Diktion,
wohlklingendem Bariton, der intelligent geführt wird und jetzt auch den
Mut hat, wenn es gefordert wird, 'aufzumachen' und siehe da, es kommen
auch prächtige, große Töne, ohne forciert zu sein.
Den Schluss, in dem die meisten Onegins missmutig verschwinden,
gestaltete er zu einer packenden, verzweifelten Abrechnung eines
vertanen Lebens.
Bravo!
Tatjana und Olga, die Sentimentale und die Lebenslustige, sind in
Gestalt von Antonia Radneva und Teresa Smolnik zwei elfengleiche Wesen,
wie sie von heutigen Königssöhnen in Dänemark und England geheiratet
werden - allerdings sind heute Elfen stahlhart.
Die Stimmen sind hübsch und sauber und glücklicherweise brauchen sie
kein großes Haus zu füllen - für Tatjanas große Ausbrüche wünscht man
sich doch mehr Volumen!
Larina, Christina Baader, ist eine attraktive Gutsherrin mit leuchtendem
Mezzo.
Bei Theresa Hoffmann, einer sympathischen Filipjewna lohnt es sich, über
ihre Erzählung, dass sie noch als Kind in eine ungewollte Ehe gegeben
wurde, nachzudenken. Sie singt mit angenehmer Altstimme, hat viel zu
viele Falten ins Gesicht gemalt und sollte wie alle - außer Albrecht
Pöhl - wesentlich besser sprechen. Konsonanten kosten nichts, geben den
Tönen Struktur und die Zuhörer würden sich freuen, etwas von der
deutschen Übersetzung des Librettos Tschaikowskis nach Puschkin zu
verstehen.
Über Lenski möchte des Sängers Höflichkeit schweigen - nur soviel, dass
Knödel auf den Teller und nicht in den Sängerhals gehören.
Levente György bemühte sich, ein würdiger Fürst Gremin zu sein,
Jan Kristof Schliep brillierte in seinem Couplet und sang anrührend
schlicht den Vorsänger der Bauern.
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Ein schöner Opernabend, eine runde
Leistung eines gut geführten kleinen Hauses und:
Es geht auch ohne 'modischen' Müll auf der Bühne!
Also hinfahren, selbst erleben!
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